20.06.2024

Die Pflicht wird zum Erlebnis, weil man sich im Theater auf die Prüfung vorbereiten kann:

Wenn es im Deutschunterricht mal so richtig Theater gibt!

Die Pflicht wird zum Erlebnis, weil man sich im Theater auf die Prüfung vorbereiten kann:

In Baden-Württemberg wurden an den Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen nun die schriftlichen Abschlussprüfungen geschrieben. Im Fach Deutsch war auch ein Klassiker der deutschsprachigen Literatur auf dem Prüfungsplan: Die Physiker vom schweizerischen Dramatiker Friedrich Dürrenmatt.

Zwei Reisebusse mit 88 Schülerinnen und Schüler und mit 7 Pädagoginnen und Pädagogen machten sich von Unterschneidheim aus auf die kurze Reise und besuchten die Theateraufführung „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt in Heidenheim.

Passend dazu hatte der Theaterring Heidenheim das Tournee-Theater Thespiskarren mit ihrer Interpretation des Dürrenmatt-Klassikers engagiert und 600 Zuschauer im Theatersaal der Waldorfschule waren begeistert: Die drei Physiker, Möbius (Peter Bause), Newton (André Vetters) und Einstein (Stephan Bürgi) sowie Helena Büttner in ihrer Verkörperung der Irrenärztin Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd zogen die Zuschauer von Anfang an gekonnt in ihren Bann und ernteten am Ende zurecht sehr viel Beifall.

Die Lehrerinnen und Lehrer der Sechta-Ries-Schule Unterschneidheim konnten ihre Klassen dazu motivieren, an dieser Theaterfahrt teilzunehmen und der Förderverein der Schule sponserte großzügig die Busfahrt. Bleibt die Frage, war es den Aufwand wert, denn schließlich hatte man den Text in der Schule schon gelesen und detailliert besprochen.

Das sagen die Schülerinnen und Schüler:

Elias: „Für mich war es beeindruckend, wieviel besser der Text wirkt, wenn er nicht nur gelesen wird, sondern wenn echte Schauspieler in perfekt betonen, dramatische Pausen einbauen und mit unterschiedlicher Lautstärke Spannung erzeugen, wirklich ganz stark!“

Ben: „Das Bühnenbild hat mich überrascht. Ein Tisch mit Stühlen, ein Sessel und ansonsten vier raumhohe, gepolsterte Türen. Erst dachte ich, dass dies ein bisschen wenig sei, aber während des Stückes hat es mir mehr und mehr gefallen. Mehr Dekoration hätte wahrscheinlich nur abgelenkt.“

Niklas: „Die viel zitierten Sätze nun „vorgespielt“ zu bekommen, war richtig gut. Für mich bleibt die Frage: Haben die drei Physiker nun ihre Krankenschwestern ermordet oder nur geopfert?“

 
 

Friedrich Dürrenmatt, Die Physiker, 2. Akt, Möbius:

 

 „Es gibt Risiken, die man nie eingehen darf: der Untergang der Welt ist ein solches. Was die Welt mit Waffen anrichtet, die sie schon besitzt, wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die ich ermögliche, können wir uns denken.“

Evelyn: „Wir hatten in der Schule schon über die Aktualität des Stücks gesprochen, es ist ja über 60 Jahre alt. Einige von uns haben Christopher Nolans „Oppenheimer“, also die Geschichte der Erfindung der Atombombe im Kino gesehen und nun das Theaterstück über die Frage, ob die Physiker dafür die Schuld tragen, das macht einen nachdenklich.“

Janina: „Als wir begonnen haben, den Text im Unterricht zu lesen, war nur unser Deutschlehrer begeistert. Nachdem wir das Stück nun gesehen haben, verstehen wir ihn schon etwas besser.“

Niklas: „Wir haben die Verantwortung für das, was wir tun. Wir haben auch die Verantwortung, wenn wir etwas nicht tun. Das ist mit der Atombombe, dem Klimawandel oder der künstlichen Intelligenz so. Dürrenmatt hatte vor 60 Jahren schon Angst davor, dass die Menschen die Menschheit vernichten und heute gibt es noch ein paar Bedrohungen mehr…“

Dem konnten sich die begleitenden Lehrkräfte nur anschießen, hier Tobias Walter:

 „Es war schön zu sehen, wie sich unsere Schülerinnen und Schüler auf die Aufführung einlassen konnten und der Aufführung aufmerksam folgten. Das Theaterensemble hat es geschafft, diesen alten Klassiker im besten Sinne so zu dramatisieren, dass man mit Dürrenmatt die Geschichte bis zum bitteren Ende mitgedacht hat. Ein perfekter Deutschunterricht für uns alle!“

 

   

 

   

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